BASEMENT ON THE MOVE_2024_2

ist ein kuratorisches Konzept von Claudia-Maria Luenig.

Ágnes Várnai, The Knower, Foto Tina Kult


 

Sebastian Grande (* 1989, Korneuburg, A) studierte Grafik und Druckgrafik unter der Leitung von Jan Svenungsson an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seit seinem Studium arbeitete er mit verschiedenen KünstlerInnen zusammen und hat an einer Vielzahl an Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. Seit 2019 arbeitet er gemeinsam mit Agnes Varnai am Label Ordained Hardware. Ein zentrales Element seiner Zeichnungen, Grafiken und installativen Arbeiten ist der Wandel von alltäglichen Objekten und Strukturen zu selbständigen Protagonisten. Ausgehend von selbst erstellten Fotoarchiven widmet er sich der Entfremdung von Orten und Alltagsgegenständen. Er betrachtet seine Arbeit als Austragungsort, in dem sich die Vorstellungen und persönlichen Geschichten einer Gesellschaft wiederfinden. Er lebt und arbeitet in Wien.


 

Ágnes Várnai (*1990, Dunaújváros, HU) absolvierte 2017 ihr Studium im Modedesign an der Universität für angewandte Künste in Wien, zuerst bei Bernhard Wilhelm, später bei Hussein Chalayan. Im Laufe der Jahre hat Agnes ihre Arbeiten an verschiedenen renommierten Orten ausgestellt, darunter die Knoll Gallery in Budapest, Wien Museum MUSA, Fact Liverpool, Kunstraum Niederösterreich und die U10 Gallery in Belgrad, unter anderem. Im Jahr 2022 wurde sie mit dem Start-Stipendium geehrt. Seit 2017 ist sie auch aktiv im Rahmen ihres Künstlerkollektivs namens T(n)C tätig und gründete 2019 ihre Modemarke Ordained Hardware. Während ihrer Karriere als bildende Künstlerin hat sich Agnes der Erforschung der latenten Mythen unserer Zeit gewidmet. Ihr Fokus liegt darauf, Erzählungen zu untersuchen, die mit alltäglichen Ritualen verbunden sind und ihre Ursprünge in sozialen Umgebungen, Konsumgewohnheiten oder Lebensstilentscheidungen haben.


gefördert von

 

Sebastian Grande (AT) & Ágnes Várnai (HU).

Skintight Paradise

Jahresthema 2024: Der bewegte Raum - Parameter des Nichts*


Ausstellung

Eröffnung | Freitag, 1. März 2024, 19 Uhr

zur Ausstellung spricht Nika Kupyrova

Ausstellungsdauer | 2. März – 23. März 2024

Öffnungszeiten | jeweils Mittwoch - Samstag, 15 - 19 Uhr und nach Vereinbarung.


Wir leben in einer Landschaft von Gegenständen, die uns das Leben erleichtern sollen, und versuchen, unseren Lebensraum an unsere Bedürfnisse anzupassen. Wir kaufen und sammeln Gegenstände, die uns helfen, jede Aufgabe zu erfüllen, und langsam setzt ein ständiger Wandel ein. Unsere Suche nach besseren Lösungen, nach den effizientesten Wegen geht weiter. Der erworbene Gegenstand verwandelt sich in die sich wiederholende Aufgabe des Verbesserns - er wird eins mit unserer persönlichen Aussage.

Während wir sie benutzen, hinterlassen wir unsere Spuren auf den Geräten, und nach und nach werden wir uns der Eigenheiten unserer Umgebung bewusst. Wir fangen an, die Geschichten der anderen in ihren Dingen zu lesen, so wie sie vorher besessen wurden. Durch diesen Prozess werden private und intime Legenden um uns herum aufgebaut, die einen hohen Stellenwert in unserem Leben einnehmen. Ohne dass wir es wollen, werden alte Mythen neu erzählt und nahtlos in unser eigenes Verständnis integriert. Und wir erkunden die neu geschaffene Umgebung, um uns auf die Bequemlichkeit zu verlassen, die sich aus dem Bedürfnis nach Kommunikation ergeben hat.

Sebastian Grande, Gagarin’s Breakfast

We live in a landscape of objects designed to make our lives easier while trying to adapt our living space to our needs. We buy and collect items that help us perform every task ahead of us and slowly a constant change sets in. Our search for better solutions, for the most efficient ways continues. The acquired object converts into the repetitive task of Improvement - it becomes one with our personal statement.

While using them, we leave our marks on the gadgets and bit by bit we become aware of the idios- yncrasies of our surroundings. We start to read the stories of others in their things, the way they were owned before. Through this process private and intimate legends are built around us, claiming a hig- her status in our life. Without our intentions, old myths are getting retold and seamlessly incorporated into our own understanding. And we explore the newly created environment to rely on the comfort that has arisen - borne out of the need to communicate.

Skintight paradise is the continuation of an exhibition already presented in Budapest. exhibition with works that have not yet been shown in Austria.


Jahresthema 2024: Der bewegte Raum - Parameter des Nichts

“Ich definiere den Menschen als eine Art Resonanzkörper. So bewegt sich das Individuum im Spannungsfeld von Innen- und Außenwelten. Seelische Zustände finden ihren Ausdruck in körperlichen Haltungen. Der Körper wird zu einem Zeichen im Raum.”

Andrea Kraft

Was ist ein bewegter Raum? Diese widersprüchliche Vision entspricht nicht dem Gedanken von Architektur, sie entspricht nicht dem üblichen Bedürfnis nach Schutz, nach Festigkeit und Verlässlichkeit. Raum ist nicht nur eine Hülle, ein Platz für das Zusammentreffen von Objekten und Bewegungen. Der Raum wird zum Erfahrungsfeld, geschaffen von Bewegung und Rhythmus, der Bewegung von Menschen und dem Körper an sich. Es wird ein anderer Raum geschaffen, der Raum als Zeit-Raum. Es entsteht der Eindruck eines neuen Raumes, nicht real, aber auch nicht nur fiktional. Sind dies Parameter des Nichts, der Zeitlosigkeit, der Referenz der Wirklichkeit und der Erschaffung eines neuen Erfahrungsraumes? Wird dies ein leerer Raum sein, der darauf wartet “gefüllt“ zu werden?

Streng genommen lässt sich das Nichts nicht definieren, wird es doch als Verneinung des Seins und der Gegenständlichkeit gesehen. Und gerade deswegen haben sich Künstler*innen des 20. und 21. Jahrhunderts intensiv der Darstellbarkeit des Nichts im Raum beschäftigt, über spannende künstlerische Strategien.

Zeit ist zudem ein Parameter der den bewegten Raum aus dem Nichts in einen greifbaren Raum verwandelt. Novalis erklärte, dass "Raum und Zeit zugleich entstehen und wohl eins wie Subjekt und Objekt. Raum ist beharrliche Zeit, Zeit ist fließender, beharrlicher Raum; Raum Basis alles Beharrlichen, Zeit Basis alles Veränderlichen ... Ein durchdrungener Raum ist ein Zeitraum. Eine durchdrungene Zeit eine Raumzeit . .. Der Raum als Niederschlag aus der Zeit - als notwendige Folge der Zeit ... Zeit ist innerer Raum - Raum ist äußere Zeit”.

Dieses Jahreskonzept hat sich aus dem des Vorjahres ergeben, das Motto Zwischenräume - Aufbruch/Umbruch hat durch Vielfältigkeit und Kontextualisierung der unterschiedlichsten Arbeiten und Strategien sich auf das “Bewegte” im Raum und im Übergang von Raum zu Raum bezogen. Daher wird sich BASEMENT ON THE MOVE 2024 aktiv dem bewegten Raum und künstlerischen Positionen widmen, die sich mit Möglichkeiten des Nichts oder (Nicht)Phänomen visuell auseinandersetzen.